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Saal des Stadions
KOUNICOVA 20
Im Jahr 1922 feierte der Turnverein Sokol seinen 60. Gründungstag. Leoš Janáček war damals bereits fast ein halbes Jahrhundert (seit 1876) Mitglied des Sokol Brünn I, und wenige Jahre später schrieb er für das Sokol-Jahrestreffen seine berühmte Sinfonietta. Zum 60. Jahrestag des Sokol wurde in der Kounicova-Straße ein Sommerstadion errichtet, in dessen Nähe ein Jahr später ein Pavillon mit Ausstellungssaal entstand, der vor allem für die Brünner Verbrauchermessen diente.. Von Anfang an fanden hier jedoch auch Konzerte statt. Kurz nach der Eröffnung wurde hier eine große Orgel von Wilhelm Sauer aus dem Jahr 1885 installiert, die zuvor im Konzertsaal des Prager Rudolfinums gedient hatte. Am 5. Dezember 1927 erlebte hier Janáčeks Glagolitische Messe ihre Uraufführung. Nachdem die Entscheidung für den Bau des neuen Messegeländes in Pisárky gefallen war, wurde der Ausstellungspavillon dem Sokol überlassen. Der Verein beschloss daraufhin, eine neue Turnhalle und Gesellschaftsräume samt Nebenräumen anzubauen. Der ursprüngliche Saal war somit schon bald nach der Premiere der Glagolitischen Messe vollständig mit neuen Gebäudeteilen umbaut, sein Interieur war jedoch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts so gut wie unverändert erhalten - einschließlich der ursprünglichen Orgel.
Die altslawische Messe? Sie wissen, wie man über mich geschrieben hat - ein gläubiger alter Mann. Damals ärgerte ich mich aber und sagte: Sie Jüngelchen, erstens bin ich kein alter Mann, und gläubig - na das schon gleich gar nicht, das gleich gar nicht. Erst wenn ich mich davon überzeuge. [...] Ich wollte hier den Glauben an die Festigkeit der Nation ausdrücken - nicht auf der Grundlage der Religion, sondern einer starken Sittlichkeit, die Gott zum Zeugen wählt.
Aus einem Gespräch mit Leoš Janáček (Literární svět I, 8. 3. 1928)