OSUD (SCHICKSAL) JW I/5
Oper in drei Akten
Libretto von Fedora Bartošová
1903-05, rev. 1906, 1907
Uraufführung 13. 3. 1934 (Radio Brno, unvollständig) 18. 9. 1934 (Radio Brno, unvollständig), 25. 10. 1958 Brünn (erste szenische Aufführung)
Erstausgabe Dilia, Praha 1964 (Klavierauszug), 1978 (Partitur, hrsg. von Václav Nosek), Bärenreiter Praha 2015 (Partitur, Klavierauszug, hrsg. von Jiří Zahrádka, kritische Edition)
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Die Lebensgeschichte einer Besucherin des Badeorts Luhačovice, der er während einem seiner Kuraufenthalte begegnete, inspirierte Janáček zu dieser Oper. Sie ist eine der beiden Opern, die erst nach Janáčeks Tod aufgeführt wurden.
Den Stoff zu seiner vierten Oper entnahm Janáček dieses Mal nicht der Literatur, sondern ließ sich dazu von der Lebensgeschichte einer jungen Frau inspirieren, der er während eines seiner Kuraufenthalte in Luhačovice begegnete. Kamila Urválková entstammte einer wohlhabenden Familie und musste sich unter dem Druck ihrer Eltern von ihrem armen Geliebten trennen. Der verlassene junge Mann glaubte nicht, dass sie ihn wirklich geliebt hatte, er beschuldigte sie der Überheblichkeit und rächte sich, indem er über sie die Oper "Kamila" komponierte, die sogar 1897 in Prag gespielt wurde. Dieser junge Mann war der Dirigent und Komponist Ludvík Čelanský. Verständlicherweise fesselte Janáček an der ganzen Geschichte am meisten, dass die Hauptperson ein Komponist war. Das war freilich das einzige in der Handlung der Oper, was aus der ursprünglichen Geschichte blieb. Janáček schuf selbst die Vorlage und ließ sie von der jungen Lehrerin Fedora Bartošová zum Libretto umdichten. Ihre literarische Unerfahrenheit einerseits und das stückweise Zusenden des Textes andererseits, wobei Janáček ihr vorher nicht einmal das gesamte Stück vorgestellt hatte, führten zu einem äußerst mangelhaften Libretto. Janáček arbeitete über ein Jahr an der Oper (1904-1905), mit Revisionen in den Jahren 1906, 1907 und 1914 und schuf ein in musikalischer Hinsicht interessantes und individuelles Werk. Die Uraufführung vertraute er dem neu eröffneten Theater in den Weinbergen an, aber die Leitung verschob sie mehrfach aus unterschiedlichsten Gründen und lehnte 1914 endgültig ab. Schuld daran war vor allem das seltsame Libretto. Weil Janáček niemanden fand, der bereit war, den Text zu überarbeiten, bemühte er sich nicht weiter um die Aufführung. Erst 1934 bereitete Břetislav Bakala, ein Schüler Janáčeks, die Uraufführung im Randfunk vor. Die erste szenische Aufführung von "Osud" fand 1958 im Brünner Theater und im selben Jahr in Stuttgart statt. Das problematische Libretto ist weiterhin der Hauptgrund dafür, dass Janáčeks vierte Oper nur äußerst selten gespielt wird.
Inhalt der Oper
1. Akt
Unter
den Kolonaden von Luhatschowitz steht der poetische Dr. Suda mit
seinen Freunden Konečný, Lhotský und der jungen Míla
im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Badegäste. Ein neuer Gast
kommt hinzu, der Komponist Živný. Die Gesellschaft stellt
verwundert fest, dass Živný und Míla
einander kennen.
Die Gruppe ist gegangen, nur der Komponist Živný und Míla bleiben zurück. Mílas Mutter, die das Leben an der Seite eines Komponisten für eine Bettlerexistenz hielt, hatte Ihre Liebesbeziehung vereitelt. Živný hatte über sein unglückliches Schicksal eine Oper komponiert. Nun, Jahre später, stellt er fest, dass er darin Míla zu Unrecht der Untreue verdächtigt hatte: Der Sohn Doubek ist tatsächlich sein Sohn. Živný und Míla beschließen, gemeinsam ein neues Leben anzufangen.
2. Akt
Živný, Mila und der kleine Doubek leben in einem gemeinsamen Haushalt mit Mílas verrückter Mutter. Živný singt Stücke aus seiner Oper. Die Teile, in denen er früher Míla verleumdete, muss er jetzt weglassen. Der kleine Doubek fragt seine Mutter, ob sie weiß, was Liebe ist. Míla weiß das nur allzu gut - die Liebe und ihr ganzes Leben ist Schicksal - Fatum.
Das gemeinsame Leben mit der Mutter ist eine Qual. Ihr Wahnsinn steigert sich immer mehr: Sie muss unter einem Dach mit einem Mann leben, der es ihrer Meinung nach auf ihr Geld abgesehen hat. Sie hält ihn für einen bösen Raben. Dem will sie davonfliegen, aber sie fällt vom Balkon und reißt Míla mit sich. Živný verzweifelt über dem Tod seiner Frau. Er fleht um Blitze, damit sie in sein unglückliches Schicksal einschlagen.
3. Akt
Die
Studenten des Konservatoriums singen aus der Partitur der neuen Oper
ihres Professors Živný. Am Abend soll die Premiere des Werks sein,
aber der letzte Akt fehlt immer noch.
Die Studenten bitten ihren Lehrer, ihnen etwas zu seiner merkwürdigen Oper zu sagen. Živný erzählt ihnen befangen von der Entstehung des Werks und die überraschten Studenten begreifen, dass der Inhalt der Oper in Wirklichkeit seine Lebensgeschichte ist. Živnýs Erzählung nähert sich dem Augenblick von Mílas Tod - plötzlich zieht ein Gewitter auf, in dem Živný seine tote Ehefrau erscheint. Der Komponist fällt ohnmächtig zur Erde. Das Ende der Oper bleibt ungeschrieben in Gottes Hand, ebenso wie das Schicksal Živnýs selbst.