Kompositionen für Chor und Orchester
Naše píseň [1] [Unser Lied (1)]
für gemischten Chor und Orchester nach einem Gedicht von Svatopluk Čech
(Sivý sokol zaletěl [Ein grauer Falke flog fort] für gemischten Chor und Orchester nach dem Text eines Volkslieds aus der Sammlung Sušil)
- Uraufführung 1890? Brno
- unveröffentlicht
JW III/1
1890
Komáři se ženili [Mückenhochzeit]
Volksliedbearbeitung für gemischten Chor und Orchester
- Uraufführung 1892 Brno
- nicht eigenständig veröffentlicht; erschien als Teil der Komposition Rákos Rákoczy (JW I/2), Dilia, Praha 1978
JW III/2
1891
Zelené sem seła [Ich habe Grünes gesät]
Volksliedbearbeitung für gemischten Chor und Orchester
Text und Melodie des Lieds aus der Sammlung Bartoš-Janáček: Kytice z národních písní
- Uraufführung 1892 Brno
- unveröffentlicht
JW III/3
1892, 1897?
Keď jsme šli na hody [Als wir zur Kirchweih gingen]
Volksliedbearbeitung für gemischten Chor und Orchester
Text und Melodie aus Národní tance na Moravě [Volkstänze in Mähren] (JW VIII/10)
- Uraufführung 1998
- unveröffentlicht
JW III/4
1893
Hospodine! [Herr, sei uns gnädig!]
erste Fassung für Soli, gemischten Doppelchor, Blechbläser, Harfe und Orgel;
zweite Fassung für Soli, gemischten Chor, Blechbläser, Harfe und Orgel
- Uraufführung 1896 Brno
- Erstausgabe der ersten Fassung Editio Supraphon, Praha 1977, zweite Fassung unveröffentlicht
JW III/5
1896
Amarus
Kantate für Soli, gemischten Chor und Orchester nach einem Gedicht von Jaroslav Vrchlický
- Uraufführung 1898 Brno (nur Epilog), 1912 Brno (gesamtes Werk)
- Erstausgabe Hudební matice Umělecké Besedy, Praha 1938 (Klavierauszug),
Český hudební fond, Praha 1957 (Partitur), Kritische Gesamtausgabe der Werke von Leoš Janáček, B/1, Editio Bärenreiter Praha, 2000 (Partitur, hrsg. von L. Faltus, M. Kučerová,
M. Štědroň)
JW III/6
1897
rev. 1901, 1906
Zwischen der Komposition des ersten und zweiten Akts der Oper "Její pastorkyňa" verfasste Janáček 1897 die Kantate "Amarus". Als Textvorlage diente ihm ein Gedicht von Jaroslav Vrchlický von einem Jungen, der seine Mutter nicht kannte und im Kloster aufwuchs - ein Thema, das Janáček im Hinblick auf seine eigene Kindheit im Altbrünner Kloster nahe war. Amarus, wie der Junge im Kloster genannt wurde, hatte die Aufgabe, das Lampenöl im Ewigen Licht nachzufüllen. Einmal erschien ihm ein Engel und verriet ihm, dass er in jener Nacht sterben würde, in der er das Öl nachzufüllen vergisst. Eines Frühlingtages beobachtet Amarus mit Schmerz ein verliebtes Mädchen mit einem Jungen, er grübelt über sein einsames Leben nach und vergisst die Lampe. Am Morgen wird er tot aufgefunden. Die Kantate für Solo, gemischten Chor und Orchester wurde 1912 uraufgeführt, zuerst im Brünner "Besední dům", kurz darauf auch im Prager Rudolfinum.
Na Soláni čarták [Das Wirtshaus auf dem Soláň]
Kantate für Tenor, Männerchor und Orchester nach einem Gedicht von Maximilián Kurt
- erste Fassung 1911, zweite Fassung 1920,
- Uraufführung der ersten Fassung 1912 Prostějov, Uraufführung der zweiten Fassung 1924 Brno
- Erstausgabe der ersten Fassung Kritische Gesamtausgabe der Werke von Leoš Janáček, B/3, Supraphon, Praha 1981 (Partitur, hrsg. von J. Hanuš, M. Štědroň); Erstausgabe der zweiten Fassung Český hudební fond, Praha 1958 (Partitur), Kritische Gesamtausgabe der Werke von Leoš Janáček, B/3, Supraphon, Praha 1981 (Partitur, hrsg. von J. Hanuš, M. Štědroň)
JW III/7
Nur sieben Minuten dauert Janáčeks Kantate "Na Soláni čarták" von 1911 (Soláń ist ein Berg in den Walachischen Beskiden, auf dessen Gipfel ein "čarták" stand, ein Wirtshaus, das ursprünglich eine Wache war). Der Text von Maximilián Kunert hat einen Anflug von Volkspoesie mit erotischen Elementen. Dem Thema entspricht die Besetzung mit Tenor, Männerchor und Orchester. Die Uraufführung fand 1912 in Prostějov statt.
Věčné evangelium [Das ewige Evangelium]
'Legende' für Soli, gemischten Chor und Orchester nach einem Gedicht von Jaroslav Vrchlický
- Uraufführung 1917 Praha
- Erstausgabe Český hudební fond, Praha 1958 (Partitur),
Kritische Gesamtausgabe der Werke von Leoš Janáček, H/4, Editio Supraphon Praha, 1997 (Partitur, hrsg. von L. Faltus, M. Štědroň)
JW III/8
1913?–14
Janáčeks geistliche Kantate "Věčné evangelium" von 1914 entstand ebenso wie "Amarus" nach einem Text des ihm altersmäßig und in gewissem Maß auch geistig verwandten Dichters Jaroslav Vrchlický. Die gereimte Legende "Věčné evangelium" aus der Sammlung "Fresky a gobeliny" [Fresken und Gobelins] von 1891 bezieht sich auf die Lehre des mittelalterlichen Mönchs Joachim von Fiore (1132 -1202), der voraussagte, dass die Geschichte durch die Zeit des Heiligen Geistes vollendet wird, also durch die Liebe der ganzen Menschheit zur gesamten Schöpfung. Es ist gewissermaßen symbolisch, dass Janáček diese Botschaft kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs vertonte. Er teilte sie in vier Abschnitte mit Betonung des Tenorparts und des Chors. Die Uraufführung fand am 5. Februar 1917 in einer Einstudierung des Prager Gesangvereins Hlahol und der Tschechischen Philharmonie unter Leitung des Dirigenten Jaroslav Křička statt.
Mša glagolskaja [Glagolitische Messe]
für Soli, gemischten Chor, Orgel und Orchester, mit altkirchenslawischem Text
- Uraufführung 5. 12. 1927 Brno
- Erstausgabe Universal Edition, Wien 1928 (Klavierauszug), Universal Edition, Wien 1929 (Partitur),
Kritische Gesamtausgabe der Werke von Leoš Janáček, B 5/I, Editio Bärenreiter, Praha 2011 (Partitur, hrsg. von L. Faltus, J. Zahrádka)
JW III/9
1926, rev. 1927
Im Dezember 1927 wurde im Saal des Brünner Stadions Janáčeks berühmtes geistliches Werk, die "Glagolitische Messe", uraufgeführt. Janáček hatte schon 1920 mit der Komposition begonnen, die Arbeit aber bald abgebrochen und erst 1926 wieder aufgenommen. Den Anstoß dazu gab ein Treffen mit dem Olmützer Erzbischof Leopold Prečan anlässlich der Enthüllung von Janáčeks Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Hukvaldy. Während des Kuraufenthalts in Luhačovice im August 1926 komponierte Janáček innerhalb von nur drei Wochen im Grunde die gesamte Messe mit dem kirchenslawischen Text. Das Konzert, in dem Janáčeks neues Werk unter dem Titel "Missa glagolskaja" erklang, fand am 5. Dezember 1927 im Stadion statt, mit dem 140 Mitglieder umfassenden Chor "Beseda brněnská" und dem Orchester des Brünner Nationaltheaters unter der Leitung von Jaroslav Kvapíl. Auch der Erzbischof Leopold Prečan war eingeladen, der dieses Werk praktisch initiert hatte und dem Janáček es im April 1928 widmete. Er entschuldigte sich jedoch wegen Krankheit, ebenso wie weitere Vetreter der katholischen Kirche. Das Konzert, das auch im Rundfunk übertragen wurde, hatte großen Erfolg. wovon auch die zeitgenössische Kritik zeugt. Sie hebt vor allem die charakteristische Ausarbeitung des Messtextes hervor, die Janáček " ganz auf seine Weise gelöst hatte: völlig ohne Tradition, ja gegen die Tradition."